Als nun freudiger Besitzer eines „Legleader“, einer Leinenkonstruktion, die man sich um den Oberschenkel schnallt, mit einem weiteren Gurt gegen das Herunterrutschen am Gürtel sichert um dann am Oberschenkel eine etwa 60cm lange Leine einzuhaken, haben wir den ersten 90 Minuten Waldgang durch unseren gut besuchten Stadtwald gewagt. Ich habe in meinem bisherigen Hundehalterleben wenig Möglichkeiten ausgelassen, mein Umfeld zu unterhalten und zu amüsieren, darum bin ich auch vergleichsweise entspannt die Spazl-Runde angegangen. Laut Packungsbeilage der Leine und Berichten aus dem Internet waren alle Nutzer dieser Leine voll der Begeisterung und erzählten von schnellen Lernerfolgen. Mein erstes Fazit nach 90 Minuten:
Ich bin geneigt, die Meinungen zu teilen.
Das Einstellen und Anlegen des „Legleader“ ging absolut problemlos. Ich hatte mich für die Variante mit der 60cm-Leine entschieden, da mir das bei über 65cm Hunde-Schulterhöhe und meiner Körpergröße von 1,75m als ein gutes Verhältnis erschien. Unsere ersten gemeinsamen Meter waren schon etwas ganz besonderes: Für Damian, für mich und alle aufmerksamen Beobachter auf dem Waldparkplatz. Denn Dami versuchte in gewohnter Weise direkt scharf links den Weg zu verlassen, mein linkes Knie (ich habe ihn links angebunden) schlappte nach außen, wollte ihm wohl folgen und der Rest von mir geriet ins Wanken. Der Werbeaussage, ein Oberschenkel ist kräftiger als ein Arm, muss ich entgegen halten: Ein Oberschenkel, dessen weiter unten dran hängender Fuß keine perfekte Bodenhaftung hat, mag in der Theorie kräftiger sein – das hilft einem in der Praxis aber gar nichts.
Nach bereits einigen Minuten aber schien sich Damian mit der neuen Situation zu arrangieren und das ganz kräftige Ziehen ließ spürbar nach. Natürlich sind wir noch meilenweit von einem echten und dauerhaften Lernerfolg entfernt, aber immerhin. Nun sah ich mich aber bereits der nächsten Herausforderung gegenüber – und das war in keiner Beschreibung berücksichtigt: Mein Hund musste mal! Damian braucht Laub oder Büsche, die ihm am Hintern kitzeln, um sein Geschäft zu erledigen. Aber er war ja nun mitten auf dem Weg, an mich gebunden mit einer Laufweite von nur 60cm. Was also tun? Ab ins Unterholz und gemeinsam den passenden Busch suchen? Ich habe mich lieber dafür entschieden, ihn derweil umzuleinen und an die normale Hundeleine zu knüpfen. Und… schwupp… zerrte er mich mal wieder hinter sich her. 🙂
Nun gut. Daraus habe ich gelernt: Erst lange Leine, zerren und Geschäft erledigen lassen, dann Training mit dem „Legleader“. Und so ging die Runde weiter.
Alles in allem war die erste Runde recht erfolgreich. Das letzte Drittel des „Freihändig gehens“ lief er schon sehr gut bei Fuß und komplett ohne Zug auf der Leine und ich hatte sogar oftmals seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Entgegen meiner Erwartung taten mir weder das Knie, noch Bein oder Rücken weh – bleibt also nur noch abzuwarten, ob sich über die dauerhaften Übungen mit dieser Methode ein Lernerfolg langfristig einstellt. Aber ich werde es berichten…